Die Veranstaltung ist ausgebucht.
Vor Veröffentlichung des Richtlinienvorschlags der Europäischen Kommission für ein europäisches Lieferkettengesetz sprach EU-Kommissar Didier Reynders davon, dass Europa „weit gehen [wolle], weit die Lieferkette herunter und weit, was die Zahl der betroffenen Unternehmen betrifft“. Diese Zielformulierung stieß gerade bei den Befürworter:innen gesetzlicher Regelungen der deutschen Zivilgesellschaft auf großen Beifall, die das in Deutschland verabschiedete Sorgfaltspflichtengesetz vielfach als zu schwach und nicht zielführend wahrnehmen. Auch die Wirtschaft, die vor einem Flickenteppich gesetzlicher Regelungen in Europa warnte, nahm den Vorstoß durchaus wohlwollend auf. Ein Jahr nachdem der Richtlinienvorschlag vorgestellt wurde, ist der Gesetzgebungsprozess in vollem Gange – und damit auch das Ringen, die eigene Position im Gesetz zu verankern. So hat sich die deutsche Regierung beispielsweise dafür ausgesprochen, eine Safe-Harbour-Klausel in den Gesetzestext aufzunehmen, die eine Haftungserleichterung für Unternehmen durch externe Zertifizierungen beinhaltet. Aus Sicht der Zivilgesellschaft wäre dies von enormem Einfluss auf die Wirksamkeit der Richtlinie.
Wir möchten die aktuelle Debatte zum Anlass nehmen, uns mit den verschiedenen Perspektiven auf das europäische Sorgfaltspflichtengesetz auseinanderzusetzen und das Für und Wider gesetzlicher Regelungen zu diskutieren. Dazu treffen wir Gesprächspartner:innen der Brüsseler Institutionen, aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Gespräche werden in deutscher und englischer Sprache geführt.
Programm
1. Tag
Anreise bis 16:00 Uhr
Unternehmen und Verantwortung
Bestandsaufnahme zu freiwilligen Maßnahmen und verbindlichen Regelungen
2. Tag
Akteure und Positionen zu einem europäischen Lieferkettengesetz I
Gespräche und Besuche bei z.B.
- EU-Kommission: Generaldirektionen Justiz und Verbraucher (JUST) oder Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU (GROW)
- Rat der Europäischen Union: Ausschuss für Wirtschaftspolitik (EPC) oder Gruppe „Menschenrechte“ (COHOM)
- Europaparlament: Europaabgeordnete aus verschiedenen politischen Fraktionen
3. Tag
Akteure und Positionen zu einem europäischen Lieferkettengesetz II
Besuche und Gespräche mit Thinktanks, Zivilgesellschaft und Wirtschaft, z.B:
- Jaybee Garganera von Alyansa Tigil Mina (ATM), Philippinen
- CSR Europe (Thinktank)
- Fairtrade Belgium / fairtrade-advocacy/ Broederlijk-delen / 11.11.11 / ACV-CSC / Ifsi-Isvi (Zivilgesellschaft)
- Foreign Trade Association / Business Europe / BDI Europe (Unternehmensverbände)
4. Tag
Strenge gesetzliche Rahmenbedingungen oder wirtschaftliche Freiheit?
Unsere Perspektiven auf das Gesetzesvorhaben und kritische Bewertung, Ausblick und Abschlussdiskussion
Das Seminar endet um 14:30 Uhr.
Programmänderungen vorbehalten.
Seminarleitung
Marijke Mulder leitet seit 2015 Bildungsveranstaltungen für den v.f.h., vor allem zu Menschenrechts- und Nachhaltigkeitsthemen. Seit 2017 ist sie stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Hauptamtlich hat sie viele Jahre zum Schwerpunkt Europa gearbeitet; seit einiger Zeit ist sie als Bildungskoordinatorin bei der Frauenrechtsorganisation FEMNET e.V. tätig.
Meike Hornbostel ist seit 2017 im v.f.h. aktiv. Sie hat Sozialwissenschaften und Management in Nonprofit-Organisationen studiert und ist derzeit im ISI Institut für soziale Innovation tätig. Im v.f.h. gibt sie insbesondere Seminare zur nachhaltigen Entwicklung und ist fasziniert von systemischen, globalen Zusammenhängen sowie damit einhergehenden Aus- und Wechselwirkungen.
Die WochenendAkademie Politik richtet sich an junge Erwachsene ab 18 Jahren. Die Teilnahme am gesamten Programm sowie die Übernachtung in der Tagungsstätte sind verbindlich.
In der Seminargebühr sind Übernachtung und Verpflegung (Halbpension) enthalten. Die Unterbringung erfolgt in Doppelzimmern. Am zweiten und dritten Tag sind wir viel in der Stadt unterwegs und evtl. zusätzlich benötigte Mahlzeiten sind nicht in der Seminargebühr enthalten. Die Reisekosten sowie die Kosten für den ÖPNV in Brüssel sind selbst zu tragen. Die Seminargebühr wird vor dem Seminar per Lastschrift eingezogen.